Des Lehrers Last

In der heutigen Kinderbeilage der Mitteldeutschen Zeitung steht ein Text, der es in sich hat.

Die Überschrift lautet Gestresste Lehrer. Darunter heißt es So ein Schulhalbjahr gab es wohl noch nie! Für die Schülerinnen und Schüler war es eine große Umstellung, zu Hause zu lernen statt im Klassenzimmer.“ Die Überschrift allein ist noch nichts Besonderes. Aber im Zusammenhang mit dem zweiten Satz des Textes wird es interessant. Der zweite Satz besagt nämlich, dass das generische Maskulinum nicht zur Anwendung kommt. Die Überschrift bezieht sich somit nur auf gestresste Männer.

Weiter geht’s: „Aber auch für die Lehrerinnen und Lehrer war das oft anstrengend“, wenn auch nur mit Stress für die Lehrer und nicht für die Lehrerinnen, wie wir der Überschrift entnehmen. „Das kam bei einer Umfrage im Bundesland Baden-Württemberg heraus. So sagten eine Menge Grundschullehrer, dass sie in der Corona-Zeit mehr Arbeit hatten.“ Offenbar blieben die Grundschullehrerinnen verschont und die Last der Mehrarbeit drückte nur die Schultern des jeweils männlichen Teils der Kollegien.

„Damit ihre Arbeit wieder einfacher wird, wünschte sich in der Umfrage beinahe auch die Hälfte mehr digitale Geräte für Lehrkräfte und Schüler.“ Dass sich die Damen des Lehrkörpers einen Lenz machen, während die Herren durch Mehrarbeit gestresst sind, wundert mich nicht, handelt es sich doch dabei um eine anthropologische Konstante, die sich mit der Alltagserfahrung eines jeden von uns deckt. Warum aber mehr digitale Geräte nur für Schüler, nicht aber für Schülerinnen gefordert werden, erschließt sich mir nicht.

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