Schlamperei

In Dessau wurde gerade eine Mathe-Aufgabe zum Skandal. Es geht um die Wortwahl. Man stößt sich am Begriff Schlampe.

Ich gebe hier die Aufgabe zeichengenau in voller Länge wieder: „Bestimme die Wahrscheinlichkeit beim Kauf von drei Überraschungseiern: 0,1,2,3 Schlampenfiguren zu erhalten.“

Es handelt sich um eine Aufgabe für eine zehnte Klasse im Walter-Gropius-Gymnasium. Ich wäre gescheitert. Ich kann nämlich mit der Zahl 0,1,2,3 nichts anfangen. Da handelt es sich wohl um eine höhere Mathematik, die meine über Jahre erworbenen und gepflegten Kenntnisse in der Wahrscheinlichkeitsrechnung sprengt.

Anfangs dachte ich, der Lehrer meine Folgendes: „Bestimme die Wahrscheinlichkeit, beim Kauf von drei Überraschungseiern keine, eine, zwei oder drei der Schlampenfiguren zu erhalten!“ Aber diese Vermutung wäre falsch, ja geradezu anmaßend, denn der Mann hat studiert, zuvor das Abitur gemacht, sich also jahrelang intensiv mit der deutschen Sprache und den Schreibweisen von Zahlen beschäftigt, was ihn dazu berechtigt, guten Gewissens Monat für Monat ein beachtliches Gymnasiallehrersalär zu beziehen.

Es muss einfach so gemeint sein, wie es da steht. Woraus ich schließe, dass die Wissensmenge und der Anspruch an die geistigen Fähigkeiten der Menschen von Jahr zu Jahr erheblich angewachsen sind, so dass ich mich zu den intellektuell Abgehängten zählen muss. Da kann ich mich letztlich zur Aufregung über das Wort Schlampe nicht positionieren. Das steht mir dann nicht zu. Vielleicht wären heutzutage die Wörter Bitch oder Slut weniger bedenklich gewesen.

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