Die Stimme ihres Herrn

Im November 2013 beschloss der Stiftungsrat der Stiftung Bauhaus einstimmig, dass Philipp Oswalt, zu diesem Zeitpunkt Direktor der Stiftung, mit Wirkung vom 1. März 2014 seinen Posten zu räumen hätte. Inhaltliche Gründe gab es offenbar nicht. Höchstwahrscheinlich hat sich Oswalt gegenüber dem damaligen Stiftungsratsvorsitzenden und sachsen-anhaltischen Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) nicht willfährig genug erwiesen – einmal zu wenig die Schuhe geküsst oder sich nicht tief genug verbeugt oder beim pünktlichen Erscheinen zu einem vereinbarten Gesprächstermin nicht genug Geduld aufgebracht und nicht lange genug gewartet, bis seine Durchlaucht geruht haben, den Subordinierten zu empfangen.

Daraufhin ist damals der international besetzte Wissenschaftliche Beirat der Stiftung geschlossen zurückgetreten. Wie gesagt, um Inhaltliches wird es nicht gegangen sein.

Dogerloh holte als neue Direktorin Claudia Perren ans Bauhaus. Perren ist pflegeleicht und lacht viel. Wie gesagt, Inhaltliches spielt keine Rolle.

Der heutige Stiftungsratsvorsitzende ist der sachsen-anhaltische Kulturminister, Staatsminister und Chef der Staatskanzlei Rainer Robra (CDU). Nebenbei gehört er auch dem ZDF-Fernsehrat an. Und da muss es wohl auch mal Zoff gegeben haben oder er war mit seinen Vorstellungen zur Programmausrichtung an einer ihm ungenehmen Mehrheit abgeprallt. Wie dem auch sei. Irgendeinen Grund muss es gegeben haben, der ihn dazu veranlasste, auf eine Gelegenheit zu warten, die es ihm ermöglichte, dem ZDF einmal zu zeigen, wer der Stärkere ist. Diese Gelegenheit bot sich in Bezug auf die Konzertreihe zdf@bauhaus, die im Bauhausgebäude aufgezeichnet wurde. Das dortige Hausrecht hat die Stiftung Bauhaus Dessau, Stiftungsratsvorsitzender: Seine Hoheit Rainer Robra.

Und so kam es, dass die von ihm aus Magdeburg befehligte Stiftung Bauhaus Dessau, vertreten durch die ihm für den Posten der Direktorin unendlich dankbare und deshalb treu ergebene Claudia Perren, das ZDF aufforderte, das für den 6. November 2018 in der Reihe zdf@bauhaus geplante Konzert der Band Feine Sahne Fischfilet abzusagen.

Robras von Perren unterzeichnetes, in anmaßend rüdem Ton gehaltenes Schreiben ist nun öffentlich. Arne Semsrott, Bruder des Europa-Abgeordneten Nico Semsrott (Die PARTEI), hat dafür gesorgt. Dafür gebührt ihm Dank.

Die Reihe zdf@bauhaus gibt es weiterhin. Allerdings finden die Konzerte nun in Weimar statt. Dessau hat das Nachsehen.

MZ-Artikel zum Thema

Twitter-Tweet auf FragDenStaat mit Abbildung des Schreibens

 

Hinterlasse einen Kommentar